Dienstag, 3. November 2015

GEGENSÄTZE

Letzte Woche war arbeitsmäßig echt wenig los - bei mir. Montag und Dienstag bin ich Zuhause geblieben, weil ich etwas Probleme mit dem Kreislauf hatte und dementsprechend wenig habe ich die Tage gemacht. Wobei, ein Highlight gab es wohl doch: ein 5cm großer Besucher wollte wohl die Nacht mit uns verbringen. Abends lief die Kakerlake plötzlich über unseren Teppich, die zweite innerhalb von wenigen Tagen. Der Plan war erst, einen Becher drüber zu stellen und sie dann beim Balkon freizulassen. Dann kam Matthew, ein local, vom Geschrei angelockt ins Zimmer und meinte ganz cool "Geht mal beiseite, ich fang die mit den Händen. Mach ich immer so." Als wir das Regal vorgeschoben haben, hinter dem die Kakerlake saß, konnte er jedoch auch nicht anders als geschockt aufspringen und weglaufen mit dem Satz "Okay, die ist größer als ich dachte. Die ist viel zu groß, die ist riesig!" Also haben wir unsere größte Tasse geholt (hat gerade mal so eben gepasst). Am Balkon war dann die Sorge, dass die Kakerlake wegen dem Gegenwind entweder gegen uns oder zurück in die Wohnung geweht wird. Nach einem ordentlichen Becherschütteln haben wir uns dann gewundert, warum wir nichts fallen gesehen haben... Bis wir sie mit einem zweiten Blick unter Annas Bett wiedergefunden haben. Irgendwie sind die ganzen Tiere hier viel schlauer als in Deutschland. Konsequenz für Intelligenz ist der Scheiterhaufen, dessen einzige Gegenstimme ich war. Also haben wir Franci und ihr Deo geholt, die in der Küche schon einige Fächer gesäubert hat. Wir haben allerdings den Panzer der Kakerlake unterschätzt (zum Glück :-) ), vermutlich hat sie gar nichts vom Feuer gemerkt. Im Endeffekt haben wir sie dann den Balkon runtergeschubst. 

Mittwoch habe ich dann mit Stephens, dem Coordinator von Akanani gesprochen, damit dort auch alle Bescheid wissen, dass ich komme. Dann bin ich mit Lindi, einer Arbeitskollegin, zu ihrer Arbeitsstelle im nächsten Viertel gefahren. Das Gebäude ist total niedlich und in einer schönen Umgebung! Plan ist wohl, dass wir auch dort das Homework Center machen, welches im Moment von zwei locals geleitet wird. Da ab nächstem Jahr die eine jedoch mehr Zeit in ihr eigentliches Projekt investieren muss, sollen wir einspringen. Also war ich den ganzen Vormittag in Arcadia und habe mir von Lindi alles zeigen lassen, weiß aber nicht inwiefern wir die Möglichkeit haben dort wirklich regelmäßig zu arbeiten. Das wird sich dann irgendwann rausstellen. 

Donnerstag ist Pastor Joel mit uns zu seiner Heimat gefahren. Soweto (South Western Township) ist mit ca. 5mio Einwohnern das größte Township der Welt und auch einige Von TLF kommen aus dem Township Johannesburgs. Beim Umsteigen von einem Minibustaxi ins nächste waren wir noch auf einem Turm in Joburg, dem Top of Africa. Von oben konnte man über die ganze Stadt blicken, total beeindruckend! Fotos folgen dann in einer separaten Fotostrecke. Soweto selbst beinhaltet eigentlich alles, was man sich vorstellen kann. Von Villen über ganz normale niedliche Häuschen bis zu abgewrackten Unterständen ist eigentlich alles dabei. Joel ist mit uns durch die Straßen gelaufen, hat uns gezeigt wo er früher gespielt hat, wo seine Eltern wohnen (schon ein richtiges Haus, aber viel zu klein für die 8 Personen die dort früher gelebt haben) und die von Letty, seiner Frau und meiner Kollegin. Mittag gabs von einem kleinen Tuck Shop (das sind einfach kleine Läden, die meist Pommes und Süßigkeiten sehr billig verkaufen) mitten in den Straßen, der wahrscheinlich das Geschäft des Jahres gemacht hat. Dort haben wir auch wieder einmal die Unterschiede zwischen Deutschland und Südafrika zu spüren bekommen: nach dem Mittag wollten wir noch zu einem Turm, von dem aus man über Soweto blicken kann. Ein Autofahrer hat neben uns angehalten und Joel irgendwas gefragt, und im Endeffekt hat er uns auf seiner Ladefläche mitgenommen und den ganzen Weg bis zum Turm gefahren, mit Umwegen um zu erzählen wo man was machen und essen kann. Beim Turm hat er uns noch zwei Sonnenhüte geschenkt. :-)
Freitag war dann wieder devotion, bei der Franci alle entzückt hat. Bei den pray requests darf sich jeder melden und sagen worum gebetet werden soll. Diesmal hat Franci sich gemeldet und total ernst gesagt, dass wir wegen der Kakerlaken beten sollen, weil sie nicht schlafen kann. Eine ernste Sache, aber in der Situation war das einfach nur zum totlachen. Nachdem sich alle ausgelacht haben wurde dann gefragt ob das "die großen Kakerlaken sind, die auch fliegen können". Die Flugfähigkeit der Viecher hat natürlich nicht zur allgemeinen Beruhigung zugetragen...

Am Wochenende waren wir dann beim Color Run in Centurion. Samstagmorgen ging es los, in T-Shirts, Schweißbändern und Turnschuhen. Bei 35 Grad im Schatten. Gelaufen sind wir also nicht viel, das wäre echt zu hart gewesen (außer Nik und Frieda, die habens durchgezogen). Die ganze Strecke ging 5km, wobei nach jedem Kilometer ein Checkpoint war, an dem man mit Farbe beworfen wurde - erst blau, dann rot, lila, grün und pink. Bei der Afterparty war Musik, es wurde Farbe in die Menge geworfen und Colorbashes gemacht, bei denen alle auf einmal eine bestimmte Farbe werfen. Trotzdem sind wir komischerweise in den Gautrain gekommen, der besser ist als die deutschen Züge und extra für die WM vor ein paar Jahren gebaut wurde. Und irgendwie war es auch ein angenehmes Gefühl, mal für die Farbe angestarrt zu werden und nicht weil man weiß ist. Wir waren coloured... :-D Nach 20min schrubben unter der Dusche war auch immer noch nicht alle Farbe runter und jetzt habe ich immer noch etwas Farbe am Bauch. Als wir wiedergekommen sind war der Markt schon in vollem Gange, überall im Hof waren Stände mit Cocktails, Essen, Kleidung und Schmuck. Auch Musik wurde gespielt und die Bänke vor der Bühne waren voll. Abends waren wir noch bei dem Künstlern und haben den Abend dann auf dem Sofa ausklingen, das noch vom Markt im Hof stand.
Sonntag war dann ganz entspannt, wir haben nochmal ewig geduscht und alles doppelt gewaschen. Und ausgeschlafen! Nachmittags haben Anna und ich uns spontan entschlossen, zum Inder zu fahren. Im Minibustaxi hin haben wir geschwitzt ohne Ende, weil wir die ersten im Auto waren, uns natürlich in die Sonne gesetzt haben und noch Ewigkeiten warten mussten, bis das Auto voll war. Die Motivation war vollkommen hin, als wir ausgestiegen sind und einen Kilometer in die falsche Richtung gelaufen sind, obwohl wir nur 50m laufen mussten. Das Essen hat dann aber alles wieder wett gemacht! Es gab eine ganze Seite mit veganen Gerichten, zwischen denen ich mich kaum entscheiden konnte. Die Kartoffeln mit Tomatencreme und Corianderreis als Beilage habe ich nicht geschafft, sodass auch das nächste Mittagessen gesichert war. Und Naan gabs auch in verschiedenen Varianten, richtig lecker! Für den Rückweg haben wir dann allerdings ein Cab, also Taxi, genommen. Sehr geil!

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