Dienstag, 27. Oktober 2015

EIN STÜCKCHEN DEUTSCHLAND

Die letzte Woche war sehr entspannt.
Zunächst kamen Jule und Christian von den friends für eine Woche zu Besuch. Im Januar werden zwei Südafrikaner von TLF, Innocent und Dimakatso, für ein Jahr nach Deutschland gehen, und letzte Woche fand ihr Vorbereitungsseminar statt. Über mehrere Tage verteilt lernten die beiden eine Menge über die deutschen Gepflogenheiten, Do's und Don'ts und in welchen Projekten die beiden arbeiten werden. Innocent wird mit Jugendlichen in Berlin arbeiten, Dimakatso mit Flüchtlingen in Hannover. Es war sehr amüsant zu sehen, wie die einfachsten Dinge die beiden überraschten: Dimakatso konnte sich nicht vorstellen, erst spät in der Nacht zum Feiern loszugehen. Als sie eine Situation beschrieb, in der sie "spät in der Nacht, so gegen 11, nach Hause käme" mussten wir ihr erst einmal erklären, dass man in Deutschland um diese Zeit erst losgeht. Innocent wiederum wird in Berlin auf eine Menge unterschiedliche Leute treffen, die er von hier gar nicht gewohnt ist und die teilweise mit seinen Vorstellungen nicht übereinstimmen. Insgesamt scheinen sich die beiden aber echt zu freuen und auch die Deutschstunden werden wieder regelmäßiger aufgenommen, denn in beiden Projekten ist die deutsche Sprache Pflicht. 








 Künstler!
Am Wochenende haben wir endlich mal wieder gar nichts gemacht. Einige von uns sind mit dem Besuch aus Potch ein bisschen durch die Stadt gezogen, ich selbst habe schön ausgeschlafen und mal wieder ein bisschen Ruhe gehabt. Wurde auch mal wieder Zeit, so schön das WG-Leben auch ist. Am Samstag war das Halbfinale vom Rugby, das die Springboks leider 20-18 verloren haben. Ein kleiner Trost ist, dass stattdessen Neuseeland im Finale ist, dessen Mannschaft (die All Blacks) ich bei meinem Austausch schon live gesehen habe. Wäre aber natürlich cool gewesen, wenn Südafrika ins Finale gekommen wäre.

Ganz vergessen: Am Sonntag waren Joni und ich mit Pastor Kiola (ebenfalls von TLF) in seiner Kirche in Pretoria West. So einen Gottesdienst habe ich echt noch nie erlebt... Als wir viertel nach 8 ankamen, waren zwar noch nicht viele Leute da, aber ein Pastor hat schon bible studies gehalten, also ein paar Verse vorgelesen und dazu gepredigt. Je später es wurde, desto voller wurde die Halle, die entfernt an eine Sporthalle erinnerte, bis zum Schluss jeder Stuhl besetzt war. Vorne war eine Live Band mit Background Sängerinnen, die jedes Lied mitgesungen haben. Von den Decken hingen bunte Lichter, hinter dem Pastor waren mehrere Bilder und eine vom Beamer bestrahlte Leinwand angebracht. Der Gottesdienst begann mit Singen und Tanzen und Beten, durch die Lichter und die Band hat sich alles jedoch eher wie eine kleine Party angefühlt. Total cool! Der Pastor hat uns auch aufgefordert, uns mit unseren Nachbarn zu unterhalten, und so bekam man von allen Seiten zu hören "Hey, nice to meet you! How are you? In case you did not know, you are a gorgeous generation!" etc. Alle, die das erste Mal die Kirche besuchten, wurden außerdem nach vorne gebeten und willkommen geheißen. Danach wurde wieder gebetet. Mitten im Gebet wurden plötzlich zwei Frauen nach vorne geschliffen, die sich gewehrt haben. Was dann folgte, war vermutlich eine Art Exorzismus: Alle haben die Hände gehoben und für die Frauen gebetet, die vorne schrien und weinten, während der Pastor Tücher um sie und die Hände auf ihren Kopf legte und "Devil out!" schrie, woraufhin die Frauen auf den Boden fielen. In dem Moment realisiert man noch einmal, dass dieReligion hier einen ganz anderen Stellenwert hat als in Deutschland. Die Leute widmen einen großen Teil ihres Lebens Gott und auch der Teufel hat eine große Bedeutung - wenn natürlich auch im negativen Sinne. Nach 2,5 Stunden Gottesdienst begann ein Pastor ausführlich über Geben und Nehmen zu predigen, ohne Interaktivität oder dergleichen. Als gegen 1 eine Frau meinte, der Gottesdienst habe keine feste Endzeit und eventuell würde er noch so etwa eine Stunde gehen, Pastor Kiola aber eine Stunde mehr einplante, beschlossen wir vorzeitig zu gehen. Nach fast 5 Stunden Gottesdienst wollten wir dann doch nach Hause. Man kann den Gottesdienst echt gut besuchen, muss aber auch gehen wenn es einem zu langatmig wird (was viele Familien vor uns getan haben), das haben wir gelernt. Aber die Erfahrung war es auf jeden Fall wert!
Uuuund wir haben uns einen Grill gekauft! Gleich am Sonntag veranstalteten wir mit der ganzen WG einen Braai. Es gab Salate, Gemüse, Mais und Fleisch. Sehr lecker (bis auf das Fleisch ;-) ). Nächstes Wochenende kommen Jule und Christian noch einmal für eine Nacht, bevor sie wieder abfliegen, und als Abschluss für die beiden werden wir noch einmal einen Braai machen.
Sonst ist alles wie gehabt. Das Wetter ist nicht mehr so brütend heiß wie vor kurzem, sondern nur noch knapp unter 30 Grad mit einem fetten Gewitter alle paar Tage. Ist auch mal ganz angenehm, etwas abzukühlen, auch wenn ihr euch das in Deutschland mit euren 5 Grad nicht vorstellen könnt. :-)

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