Sonntag, 18. Oktober 2015

VOR ELEFANTEN FLÜCHTEN

Seit Mittwoch ist unsere neue und letzte Mitbewohnerin Lindsey da. Sie kommt aus Birmingham in England und bleibt voraussichtlich für 6 Monate. Wir verstehen uns super mit ihr! Direkt am Donnerstag waren wir beim Chinesen, um uns besser kennen zu lernen und alle haben das Gefühl, dass es passt. Und es ist witzig zu sehen, wie sich jemand Neues auf den Straßen bewegt, weil wir uns mittlerweile doch ziemlich gut eingelebt haben, wissen wann wir Angst haben sollten und wann nicht. Wie wir am Anfang braucht Lindsey aber nur etwas Zeit zur Eingewöhnung. 

Sonst ging die Woche eigentlich relativ schnell rum. Die Laptops vom Potters House sind mittlerweile fast fertig eingerichtet und nachmittags ist ja eh Homework Center, wo wir die Woche nach den Ferien einen neuen Schüler haben, also jetzt insgesamt neun. Mittlerweile lernen wir die Kinder immer besser kennen, was dem Homework Center noch einmal eine ganz neue Ebene verschafft, weil man nicht nur als teacher, sondern auch auf persönlicher Basis bei den Hausaufgaben hilft. Nur ein Mädchen hat beschlossen, uns zu ignorieren, was echt anstrengend ist. 
Mit Marlies ist jetzt auch offiziell abgesprochen, dass ich, sobald alles mit den Coordinators abgesprochen ist, vormittags bei Akanani mit obdachlosen Männern arbeiten darf. Morgen besprechen wir dann wahrscheinlich, wie meine Zeiteinteilung aussieht. 

Dieses Wochenende haben wir uns dann Autos gemietet, weil wir nach Koster auf einen Geburtstag eingeladen waren. Weil wir sowieso in der Ecke waren, sind wir dann tagsüber am Samstag in den Pilanesberg National Park gefahren und haben einen Game Drive (mit dem eigenen Auto in der Gegend rumfahren und Tiere angucken) gemacht. Ich weiß nicht, ob wir Glück hatten oder das üblich ist, aber wir haben richtig viele Tiere gesehen: 
Chamäleon. Auf dem Hinweg zum Park stand an der Kreuzung ein Mann und hat Getränke    verkauft. Beim vorbeifahren ist er ein paar Meter neben meinem Fenster gelaufen und hat ein Chamäleon auf der Hand gehalten! Handtellergroß, quietschegrün und diese Rundumaugen.
Antilopen. Ganz viele und in allen möglichen Arten, unter anderem einen Springbok. Es ist jedes mal wieder faszinierend zu sehen, was für Hörner diese Tiere haben. Gedreht, höher als der eigentliche Körper oder meterlang.
Elefanten. Direkt nach ein paar hundert Metern (und dem Satz "Ich würde so gerne einen Elefanten sehen!") sehen wir ein Auto stehen, was immer eine gute Sicht auf Tiere bedeutet. Wir haben aber nicht erwartet, plötzlich vor einem riesigen Elefantenbullen zu stehen, der auf der Suche nach Weibchen ist! Am Anfang war es spannend, so dicht vor dem Dickhäuter zu stehen. Dann wollte der Elefant anscheinend spielen und ist auf die Autos zugelaufen. Das Auto vor uns ist an uns vorbei geflüchtet, sodass Joni, Frieda und ich nur wenige Meter vor ihm standen. Anna, Nik und Caro konnten in einen kleinen Schotterweg abbiegen, wo allerdings nur für ein Auto Platz war. Bestimmt 10 Minuten sind wir langsam vor dem mit den Ohren wackelndem Elefanten gaaaanz langsam rückwärts geflüchtet. Jedes Mal, wenn wir überlegt haben stehen zu bleiben in der Hoffnung, er geht dann einfach an uns vorbei, hat er sich direkt vor unser Auto gestellt und hat böse mit den Ohren gewedelt und den Rüssel über sein Horn gelegt. Gruselig! Mittlerweile hatten sich sowohl hinter uns als auch hinter dem Elefanten in gebührendem Sicherheitsabstand 5-6 andere Autos aufgereiht. Die Rettung war dann ein Jeep, er eine geführte Tour gemacht hat. Neben dem Jeep war in einer Seitenstraße noch Platz, und der Führer hat uns gezeigt, dass wir das Auto ausschalten sollen. Der Elefant ist dann die Straße weiter getrottet, hat uns aber noch einmal ausgiebig angestarrt. Später haben wir dann noch ganze Familien mit winzigen Babys gesehen. Das war dann zum Glück eher süß als beunruhigend. 
Gnus (oder Büffel?). In riesigen Herden oder alleine im hohen Gras. Eigentlich sind sie ziemlich hässlich, andererseits ziemlich cool mit ihrem Bart.
Nilpferde. Nur ganz kurz im Wasserloch, aber gerade als wir vorbei gefahren sind ist eins aus dem Wasser geschossen, hat riesig gegähnt und ist mit einem Platsch wieder untergetaucht. 
Nashörner. Zwei neben dem Wasserloch, die im Schlamm perfekt getarnt sind. 
Giraffen. In Herden, große und kleine, alte und junge. Es ist jedes Mal wieder beeindruckend. Und die Babygiraffen sind so unglaublich winzig! Und eine tote Giraffe, die schon zum größten Teil gefressen war.
Warzenschweine. Friedas neue Lieblingstiere sind echt gar nicht so hässlich, wie immer behauptet wird. Die, die wir gesehen haben, waren so groß wie mittelgroße Hunde.
Zebras, genauer gesagt Bergzebras. Sie sind glaube ich eines meiner Lieblingstiere. Kurz bevor wir den Park verlassen haben sind noch einmal Zebras direkt vor unserem Auto über die Straße gelaufen, mittendrin ein Fohlen. So süß! Die Fohlen haben eine total lange Mähne, sodass es so aussieht, als ob bei der Geburt schon die Mähne "ausgewachsen" ist.
Vögel. Klein und bunt, wie es sich für Afrika gehört! Ein Pirol war auch dabei, die hört und sieht man hier viel öfter als in Deutschland. :-) 

Der Pilanesberg National Park war also rundum ein Erfolg. Obwohl wir nur etwas über drei Stunden hatten haben wir irre viele Tiere gesehen (und sie uns!). Einzig und allein Löwen und Strauße hätten noch gefehlt, aber das hat dem Ausflug keinen Abbruch getan. Vor allem, weil man die Tiere wirklich in ihrem natürlichen Umfeld sieht und sie nicht vorgeführt werden, sondern man sie in dem 500km2 großen Park suchen muss. Und das für etwas über 4€ Eintritt! 

Abends sind wir dann nach Koster zu einem Geburtstag gefahren. Ums kurz zu fassen: Es war cool! Obwohl es schon dunkel war als wir gekommen sind, der Weg dahin echt unangenehm zu fahren war (im Dunkeln Auto fahren ist nicht zu empfehlen!) und unser Navi uns mitten in ein Township geführt hat, sind wir dann doch noch heil angekommen.
Fazit vom Tag: Unheimlich viele tolle Tiere gesehen. Anna schafft es noch häufiger, mein Auto fast zu schrotten als der Elefant. Im Dunkeln Auto fahren ist doof. Und wir würden alles nochmal so machen! 
Der Rückweg von Koster war noch komischer als der Hinweg. 8km über einen Schotterweg, der gefühlt seit mehreren Jahren nicht befahren wurde. Angst ums Auto gehabt, Navi hat uns eine falsche Route gezeigt und Joni hatte mit der Karte mehr Ahnung als das Navi. Pünktlich auf die Minute sind wir dann zur Autoabgabe gekommen. Jetzt sind alle fertig, heute passiert wohl nicht mehr so viel. 

Fotos folgen in einem extra Post!  

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