Montag, 12. Oktober 2015

HOLIDAY PROGRAMME UND ARBEIT

Heute möchte ich mal ein bisschen näher über meine Arbeit berichten. 

Generell arbeite ich im Moment im Potters House, einem Haus für Opfer von gender based violence. Frieda, die dort auch arbeitet, und ich müssen halb 9 da sein und haben so zwischen vier und halb 5 Schluss. Vormittags sind wir im Büro und machen alles mögliche: Statistics (alle Details der obdachlosen Frauen, die von uns Hilfe bekommen, in eine Tabelle eintragen), Workshops besuchen und vor- und nachbereiten, die regelmäßigen Einkäufe unterstützen, organisatorische Dinge wie Poster gestalten oder unsere Chefin Leah zu Meetings begleiten. Im Moment verbringen wir die meiste Zeit damit, vier Laptops einzurichten (also Programme installieren, andere deinstallieren, vernünftige Virenprogramme drauf und danach Accounts für jede Frau im Potters House erstellen), um den Frauen Computer etwas näher zu bringen und die Grundlagen beizubringen. Außerdem ist geplant, dass jeder staff member ein Ansprechpartner für eine Frau wird, um die Bindung zwischen staff und Bewohnerinnen zu stärken. 
Unsere Mittagspause verbringen Frieda und ich meist mit Joni, Shady und manchmal Nik im Burgers Park nebenan. Dort gibt es einen Kiosk der Essen verkauft, viel Grünfläche und Sonne. :-) 
Nachmittags sind wir dann im Homework Center. Insgesamt 9 Kinder kommen Montag bis Donnerstag zu TLF, um bei ihren Hausaufgaben Unterstützung zu bekommen. Wir bereiten ihnen Mittagessen vor und helfen anschließend etwas über 1,5 Stunden bei den Hausaufgaben. Komischerweise haben die Kinder immer entweder unglaublich viel auf, sodass sie am Ende der Woche nur die Hälfte geschafft haben, oder gar nichts, sodass sie die Zeit zum Spielen nutzen können. Wenn ein Kind die Hausaufgaben des Tages geschafft hat und sich gut benommen hat, bekommt es einen Sticker. Am Ende des Monats werden die Sticker gezählt und kleine Geschenke wie Schlüsselanhänger oder Süßigkeiten verschenkt. Trotz des Ansporns ist es manchmal ziemlich schwer, die Kinder zum Arbeiten zu bewegen. Ein Mädchen zum Beispiel hat Schwierigkeiten mit Mathe, muss aber an einem Tag alle Zahlen von 500 bis 1000 in Zweierschritten plus Hausaufgaben in Englisch und Afrikaans machen. Die Motivation sinkt natürlich und man kommt in einen Teufelskreis. Mittlerweile wissen wir zum Glück, wie wir die Kinder wieder anspornen können. Den Ententanz haben wir zum Beispiel umgewandelt in einen cat, lion oder elephant dance - je nachdem, welche Tiere das Kind mag. Und Lacher von den Frauen ernten wir zusätzlich, wenn wir plötzlich draußen stehen, mit dem Hintern wackeln und laut miauen. 
Jeden Mittwochabend findet außerdem ein Outreach statt, bei dem wir vom Potters House zu Prostituierten fahren und mit ihnen zusammen beten, singen und Kondome verteilen. Bisher war ich erst einmal mit, aber diesen Mittwoch wirds wohl wieder soweit sein. Es ist einerseits schlimm zu sehen, wie es nachts auf den Straßen so aussieht, aber andererseits total interessant, weil man eine komplett andere Perspektive kennenlernt.
In den Ferien gibt es immer ein holiday programme, das ich auch im letzten Post erwähnt habe. Am letzten Tag fand eine talent show statt. Zwischen Gesang, Tanz und Gedichten gab es auch zwei Theaterstücke, die uns ziemlich schockiert haben. In Deutschland würde ein Theaterstück von 6-11 Jährigen vermutlich von Shoppen, Tieren oder Liebe handeln. Hier ging es um Missbrauch und die Schere zwischen Armut und Reichtum. Letzteres handelte von zwei Familien, von denen eine sich locker mal eben ein Kleid für 20.000 Rand kaufen konnte und die andere nicht einmal die Schulhefte der Kinder bezahlen konnten. Im zweiten Stück hat sowohl der Vater als auch der Onkel Frau und Kinder geschlagen. Das Stück hatte zwar mit der Verhaftung beider ein happy end, zuvor hat der Onkel jedoch die Frau umgebracht, was der Vater nur stolz mit einem "good job!" quittierte. In solchen Situationen merkt man überdeutlich, dass man mit Kindern mit schwerer Vergangenheit zusammen arbeitet und fragt sich unweigerlich, was wohl in den Köpfen vorgehen mag. Von manchen kenne ich die Geschichte und mag mir gar nicht vorstellen, wie das für ein kleines Kind sein mag. Auf der anderen Seite sind die Kinder die meiste Zeit ganz normale Kinder, denen man überhaupt nichts von irgendwelchen schlimmen Erfahrungen anmerkt.

Zwischendurch gibt es immer mal wieder Tage, an denen wir etwas komplett anderes machen. Wir waren zum Beispiel einen ganzen Tag lang bei einem Vortrag über human trafficking, also Menschenhandel.
Alles in allem macht die Arbeit echt Spaß. Natürlich gibt es zwischendurch mal Leerlauf, aber mittlerweile haben wir uns ganz gut eingelebt und werden demnächst auch einen drivers test machen, sodass wir offiziell bei TLF fahren dürfen und nicht nur in unserer Freizeit. 

Mittwoch kommt auch die letzte Mitbewohnerin an, eine 41 jährige Krankenschwester aus England. Dann ist unsere WG mit 13 Leuten komplett. Ich bin gespannt, wie es wird! 

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