Sonntag, 22. November 2015

DEUTSCHES BIER!

Die ganze letzte Woche ist das öffentliche WLAN abgestürzt, weswegen mein Blogeintrag verspätet kommt und diesmal auch zwei Wochen beinhaltet. Seit dem Tattoo ist relativ viel passiert. 
Ich arbeite nun schon einige Zeit bei Akanani und der erste Eindruck, dass das ganze Projekt unorganisiert ist und nicht so richtig läuft, wurde zum Glück widerlegt. Wir haben letzten Dienstag einen Outreach gemacht, unter anderem zu einem Ort wo wir vorher noch nie waren. Es wohnen ungefähr 20-30 Flüchtlinge dort, die in absoluter Armut leben. Normalerweise stellen sich die Leute in einer Reihe auf, um dann ihre Plastikschalen mit Suppe zu bekommen. In diesem Fall stand plötzlich ein Pulk hinter mir am Kofferraum, Hände haben die leeren Schalen an sich gerissen aus Angst, nichts zu bekommen. Was wir dort erlebt haben, war der Hunger pur. Menschen, die nicht wussten, wo sie ihre nächste Mahlzeit bekommen sollten. Menschen, die selbst bei zwei riesigen Töpfen Suppe Angst hatten, dass nichts für sie übrig bleibt, wenn sie nicht laut genug rufen. Ohne Perspektive. In solchen Momenten merkt man selbst, dass es einem wirklich gut geht und die Probleme, die man hat, totale Luxusprobleme sind, über die sich manche Leute freuen würden. Ansonsten kommt nach und nach immer mehr Struktur in Akanani. Stephens plant zB, Wurst und Käse zu kaufen, damit die Obdachlosen nicht nur trocken Brot und Tee zum Frühstück bekommen. Es wird ein life skill development Programm geben, bei denen wir versuchen, die Leute wieder zur Realität und ein paar Strukturen in ihr Leben zu bringen. Außerdem planen wir ein Fußballteam aufzubauen, das zweimal die Woche trainiert, und Anfang Dezember findet ein Schachturnier statt, bei dem einige von uns teilnehmen sollen. 
Letzten Freitag war evaluation day vom ganz TLF. Sprich, morgens um halb 9 mussten wir alle bei Inkululeko in Salvokop sein (ca 20-25 Minuten zu Fuß). Jedes Projekt hat eine Zusammenfassung des Jahres mit Highlights und Finanzen präsentiert, wir haben auf Plakate die Schwächen und Stärken des Projekts geschrieben und natürlich gab es leckeres Essen - für Marlene und mich sogar richtig leckere Burgerpatties! So langsam gewöhnen sich alle an die Vegetarier. So gegen 3, halb 4 konnten wir dann endlich nach Hause, der Tag war auch anstrengend genug.
Am Wochenende haben wir Lisas Geburtstag nach- und in Friedas Geburtstag reingefeiert. Von deren Organisation waren einige Deutsche da, die Künstler haben ihre Boxen rausgetragen sodass wir richtige Musik hatten und einige locals sind gekommen. Endlich haben wir mal wieder richtigen Alkohol getrunken und nicht nur Bier und Smirnoff. :-) Am Sonntag haben wir dann dementsprechend nicht mehr viel gemacht und uns nur noch Pizza geholt.
Im Potters House war ich diese Woche gar nicht, da ich mir vom retreat meinen Urlaubstag aufgeteilt habe und direkt einlösen musste. Deswegen war ich eigentlich immer um die Mittagszeit Zuhause, was auch mal ganz entspannt war. 
Am Donnerstag war monthly celebration vom Potters House und Gilead. Das heißt, wir haben uns alle um 5 bei TLF getroffen, gesungen und gebetet und gute Neuigkeiten aus den Projekten angehört. Das Thema, "knowledge is power", wurde durch Vorträge ebenfalls behandelt. Natürlich gab es auch hier wieder ordentlich zu Essen. Nach der Feier haben Frieda, Lyndsey, Caro und ich beim Aufräumen und Abwaschen geholfen, weil wir in den jeweiligen Projekten arbeiten, und wurden anschließend von einem Mann aus Gilead nach Hause gebracht, weil es im Dunkeln zu unsicher gewesen wäre.
Freitag war nicht nur Geburtstag von Mama (alles Gute nochmal), sondern auch Universal Children's Day, also Tag der Kinderrechte. Marlene, Franci und Julia haben dazu verschiedene kleine Aktivitäten vorbereitet, die wir mit fast 100 Kindern im Burgers Park gemacht haben. Es ging um Rechte und die damit verbundene Verantwortung, Wünsche die man auf eine gemalte Taube kleben konnte, Origami-Tauben und Vorträge von einem lawyer. Am Schluss haben wir noch ein Gruppenfoto gemacht und einen kleinen Marsch um den Burgers Park. Ich habe dort endlich mal wieder die Kinder vom Homework Center gesehen und gemerkt, dass ich sie echt vermisse - morgen gehe ich wieder hin, worauf ich mich echt freue. Abends waren wir dann noch in einer Bar in Menlopark (Capital Craft), wo es eine unglaubliche Bierauswahl gab. Von ca 6 Seiten Biersorten habe ich mich für ein schönes Paulaner Weizen entschieden. Lecker! 
Gestern Morgen sind wir zum Hazel Food Market gefahren. Dort gibt es echt alles, was das Herz begehrt! Frühlingsrollen, Kekse, Wraps, Laugengebäck, vernünftiges Brot, Aufstriche, Eis... Und alles auch in vegan. Wir haben uns ordentliche den Bauch vollgeschlagen, noch was für Zuhause mitgenommen und waren späten Mittag wieder Zuhause. Spontan haben Anna und ich dann beschlossen, in den Magnolia Park zu fahren. Dort gibt es einen kleinen See, ordentlich Sonne und man wird nicht angequatscht. Dort haben wir dann den restlichen Tag verbracht und haben auf den Fahrten auch einige witzige Taxifahrer gehabt. Der erste Minibusfahrer hat die ganze Zeit aus dem Fenster geschrien, wo er hinfährt in der Überzeugung, Rufe unterstützen das Hupen positiv - Fehlanzeige. Sein Beifahrer hingegen hat sich mehr auf die Frauen hinter den Gemüseständen konzentriert, die er verführen wollte. Beide haben uns ermuntert, schon im Taxi mit dem Trinken anzufangen, weil ein Picknick im Park ohne Alkohol jawohl kein richtiges Picknick wäre. Auf dem Rückweg mussten wir möglichst schnell ein Taxi finden, weil es schon langsam dunkel wurde (wir haben noch eine Kleinigkeit in dem Restaurant neben dem Park gegessen und die Kartenmaschine hat sich geschlagene 10 Minuten nicht mit dem Netz verbunden, weswegen die Bezahlung länger gedauert hat als geplant). Wir sahen etwa 50m vor uns ein Minibustaxi anhalten, haben wie wild gewunken und Zeichen gegeben, nur damit es dann ohne uns weiterfährt. Dann mussten wir kurz anhalten, weil mir eine Fliege ins Auge geflogen ist - Mann über Bord, leider ein hoffnungsloses Unterfangen, ihn unbeschadet ins Trockene zu holen. An einer Schnellstraße konnten wir schließlich ein Taxi anhalten, das mit 120km/h an uns vorbeigebrettert ist und eine Vollbremsung eingelegt hat, um uns einzusammeln. Innerhalb von ein paar Minuten waren wir dann Zuhause, zum Glück heil. :-D
Heute machen wir vermutlich gar nichts mehr. Wir haben ausgeschlafen, müssen noch unseren ersten Quartalsbericht schreiben, der nächsten Freitag fällig ist, und eine Aufführung für das retreat von TLF vorbereiten, was nächstes Wochenende stattfindet. Anna und ich müssen dafür den Südafrikanern einige deutsche Kirchenlieder beibringen, die wir neulich schon geübt haben. Bin gespannt, wie es wird, als total unbegabte Sängerinnen (wenn man das singen nennen kann) den super Stimmen vorzusingen. 

Liebe Grüße aus der Wärme! 

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