Donnerstag, 16. Juni 2016

3. QUARTALSBERICHT

Es ist kaum zu glauben, wie schnell die Zeit vergeht. Jetzt bleiben nur noch 2,5 Monate und dann geht es zurück nach Deutschland. Meine von Zuhause mitgebrachten Vorräte sind fast aufgebraucht; ich hole jetzt meine letzte Zahnbürste raus, habe nur noch wenig Bodylotion und die meisten meiner Sommerklamotten haben entweder Löcher oder Flecken, die unsere Waschmaschine nicht entfernen kann.

Je länger ich hier bin, desto mehr fühle ich mich wie Zuhause. Die Wohnung haben wir mittlerweile personalisiert, Annas und mein Zimmer ist voll mit… naja, uns.
Meine Mitbewohner sind eine zweite Familie geworden und ich kann mir gar nicht mehr vorstellen, ohne Anna in einem Zimmer zu schlafen. Wenn einer von uns mal eine Nacht unterwegs ist, schläft der andere auch meist schlecht und neulich hat uns sogar eine Kollegin gesagt, wie süß sie es findet, dass wir miteinander so umgehen als ob wir uns Ewigkeiten nicht gesehen hätten.
Auf der Arbeit haben wir meist viel zu tun, ich verbringe in letzter Zeit einen Großteil meiner Arbeitszeit im Büro, da dort meistens viel ansteht. Wayne überträgt uns mehr Verantwortung und auch wenn nicht immer alles so läuft wie geplant macht es doch Spaß.

Es war ziemlich interessant zu sehen, was andere Kulturen so für Traditionen haben und wie sie ausgelebt werden. Die letzten Monate wurden wir öfters mit in die verschiedenen Kulturen einbezogen:
Im März waren wir mit einer Hausmutter vom Potter’s House bei ihrer Familie in Mpumalanga. Das Haus ihrer Eltern ist mitten im Nirgendwo, auf einer Karte könnte ich nicht sagen wo wir genau waren. Es laufen Kühe auf Wegen herum und werden von Jungs gescheucht, die den ganzen Tag an der frischen Luft spielen und nur das Landleben kennen. In der Sepedi-Tradition ist es üblich, nach dem Tod des Ehepartners neun Monate lang Zuhause zu bleiben. Nach diesen neun Monaten wird mit einer großen Feier der verbliebene Ehepartner wieder „aus dem Haus geholt“. Es gibt ordentlich Essen, es wird getanzt und selbstgemachtes Bier getrunken, von dem keiner weiß, wie viel Prozent Alkohol es hat. Männer und Frauen sitzen und essen getrennt voneinander, wobei auf beiden Seiten ziemlich viel getrunken wird.
Im April wurden wir von einem Künstler, Thabiso, zur Hochzeit seines Cousins eingeladen. Als es hieß, dass die Hochzeit in Mamelodi stattfindet, haben wir alle eine sehr traditionelle Hochzeit erwartet, die dem entspricht, was man von einem Township „erwartet“. Genau das Gegenteil hat dann stattgefunden: Eine Braut in Weiß, der Mann im Anzug und eine sehr gehobene, schicke Gesellschaft. Anders als bei der Hochzeit, die wir direkt am Anfang miterlebt haben, durfte nicht einfach jeder dazukommen, sondern nur die geladenen Gäste. Wir haben dafür jede Menge nette Leute kennengelernt und zum Ende hin wurden auch mehrere Traditionen durchgeführt, wie zum Beispiel das tanzende Abholen der Braut aus ihrer Hütte, bei dem ich einfach mitgezogen wurde.
Über Ostern waren ziemlich viele im Urlaub, Kollegen sind nach Hause gefahren und auch aus unserer WG waren einige unterwegs. Mit den Übriggebliebenen sind wir in den Magnolia Park gefahren und haben gepicknickt. Es war nicht wirklich das Ostern, was wir von Deutschland kennen, aber trotzdem schön.
Ein Highlight war auf jeden Fall eine Dreiländersafari, die ein Boardmember vom DSJW (Deutsch-Südafrikanisches JugendWerk, eine Organisation mit der wir unsere Seminare zusammen haben) organisiert hat. Es ging von Südafrika über Botswana zu den Victoria Falls, die größten Wasserfälle der Welt. Mit insgesamt 16 Leuten auf zwei Bakkies verteilt haben wir jede Nacht gezeltet: Zwei mitten in der Wildnis, den Rest auf Campingplätzen die sich nach Wildnis angefühlt haben. Wir haben alle möglichen Tiere gesehen, nachts Löwen und Schakale nur wenige Meter neben unserem Zelt brüllen hören (genau in dem Moment musste ich natürlich pinkeln) und jede Mahlzeit über einem Feuer gekocht. Die Vic Falls selbst sind unglaublich. Man steht über einem 93m tiefen und über hundert Meter breitem Wasserfall, von dem so viel Wasser kommt, dass man auch weiter weg noch vom aufbrausenden Regen nass wird. Die Erfahrung war einzigartig, so einen Urlaub werde ich wahrscheinlich nie wieder erleben. Zwar sind beide Bakkies kaputt gegangen, jedoch hat sich in beiden Situationen die Freundlichkeit und Nächstenliebe der Menschen aus dem südlichen Afrika bewiesen: Erst durften wir einen Bakkie von einem Bekannten ausleihen, beim zweiten Mal hat gleich der erste Passant angehalten, uns abgeschleppt und ebenfalls einen neuen Bakkie organisiert. Trotz der kleinen Unfälle war die Safari einmalig, eine Reise, die ich jedes Mal wieder mitmachen würde.
Auch in unserer Nähe haben wir einen neuen Platz gefunden: Den Klapperkop, einen Hügel etwas außerhalb der Innenstadt, von dem man den Sonnenuntergang über Pretoria bestaunen kann. Auf dem Hügel leben Zebras, Gnus und wohl auch Giraffen, man kann entweder die ganze Stadt oder Richtung Johannesburg sehen (an guten Tagen sogar bis Joburg). Sogar eine Hochzeitsfeier haben wir dort gesehen, bei der das Pärchen ihr Hochzeitsfoto vor dem Sonnenuntergang gemacht hat.

Die nächsten zweieinhalb Monate werden bestimmt wahnsinnig schnell vergehen. Wer etwas genauer mitlesen will, was ich hier so mache und wie die letzten Wochen werden, kann gerne auf meinem Blog vorbeischauen: www.goeiedagafrika.blogspot.de

Der nächste Brief kommt, wenn ich schon wieder in Deutschland bin! Unglaublich, aber wahr...
Eure Resa

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