Sonntag, 27. März 2016

200 TAGE UND OSTERN

Vor genau einer Woche haben wir die 200er Marke geknackt! Unglaublich, wie schnell die Zeit rumgeht, und es ist seit meinem letzten Blogeintrag auch schon wieder ewig her. Sorry dafür, wir haben alle in den letzten Wochen wahnsinnig viel um die Ohren.
Grund dafür ist sogar ausnahmsweise die Arbeit! :-) Mit Wayne als neuem Boss haben wir echt Glück. Wenn wir nichts zu tun haben kriegen wir Aufgaben, er ist motiviert was das Projekt angeht und Nik und ich waren neulich mit ihm in einer Bar. Langweilig wird es bei der Arbeit also nicht. Seit ein paar Wochen ist Manisha noch bei uns im Team, die den Outreach von allen Projekten leitet, sich jedoch größtenteils bei Akanani engagiert. Mit ihren 1,50m ist sie leicht zu übersehen, aber dafür ist sie genau wie Wayne immer am Arbeiten und gönnt sich keine Minute Ruhe. Langsam läufts also! 
Ich hatte innerhalb des letzten Monats zwei Vorfälle, die mir gezeigt haben, mit welchen Menschen ich arbeite. Der erste war ein Mann, der heroinsüchtig, HIV und TB positiv ist und so dünn war, wie ich es noch nie gesehen habe. Ich habe ihn vor der Tür von TLF in Empfang genommen, wobei mir zum ersten Mal die ungefähr 2cm hohe Stufe zur Tür aufgefallen ist, die zu hoch für ihn war, um ohne Hilfe drüber zu steigen. Der Holzstuhl, den ich ihm angeboten habe, war zu hart, sodass er auf einem Sessel sitzen musste und sogar der Löffel mit Essen war fast zu schwer, um ihn zum Mund zu bewegen. 
Der zweite Vorfall war ein Obdachloser, der gerade aus dem Krankenhaus kam. Die ersten Tage liefen richtig gut: keine Drogen seit 4 Monaten, wieder motiviert nach Arbeit zu suchen, ein anderer Schlafplatz um schlechten Umgang zu vermeiden. Nach ca. 2 Wochen kam die Nachricht, er liege mit einer Überdosis neben der Straße. Die Ambulanz kann da auch nicht viel machen, und nach einer Stunde war er wieder vollkommen high am arbeiten. Seitdem wurde er wieder kurzzeitig wegen Drogenmissbrauch festgenommen. Die Hoffnungen, die wir in ihn hatten, sind komplett verschwunden, er wird von den Drogen nicht mehr wegkommen.
Trotz allem merke ich immer mehr, wie sich langsam eine Beziehung zu den Menschen auf der Straße aufbaut. Die Männer vertrauen einem immer mehr, kommen mit ihren Problemen zu einem. Das kann manchmal eine ziemlich Last sein, wenn manche nicht einmal eine Decke haben und stattdessen unter Plastik schlafen, aber gleichzeitig merkt man, dass man richtig angekommen ist. 

Vorletztes Wochenende waren wir auf der MRDP Farm in North West. Gefühlt besteht die ganze Region nur aus Land, und um zur Farm zu kommen, muss man erst 2 Stunden Taxi fahren und dann noch einige Kilometer trampen. Die Farm selbst ist ebenfalls sehr ländlich. Es gibt Hühner, das meiste Leben spielt sich draußen ab und es geht alle 2 Wochen zum Großeinkauf für 13 Leute. Zum Glück kamen wir an einem Tag, an dem gerade eingekauft wurde. Noch mehr Glück war allerdings, dass da Huhn, was eigentlich geschlachtet werden sollte, sich versteckt hat und das alternative Huhn entkommen ist. Es haben also zumindest an dem Tag alle überlebt. 

Auf der Suche nach einer Mitfahrgelegenheit...


... Gefunden!


Gestern waren wir auf ein traditionelles Fest von einer Kollegin, Mama Ruth, eingeladen. Das Fest fand in Mpumalanga statt, dh wir mussten morgens um 6 aufstehen. In der Sepedi-Kultur ist es üblich, 9 Monate das Haus nicht zu verlassen, wenn der Ehepartner gestorben ist (in diesem Fall Mama Ruth's Schwiegervater). Und weil hier alles gefeiert wird, was irgendwie geht, wird auch das Ende dieser Zeit gefeiert. Es wird ordentlich gekocht, die ganze Sippe eingeladen und den ganzen Tag gefeiert, gegessen und getanzt. Schon am Morgen wurde eine Ziege geschlachtet, außerdem gab es noch zwei Arten Pap, frittiertes Chicken, Gemüse und Kohl. Und natürlich selbstgemachtes Bier, das schmeckt wie eine Mischung aus sehr saurem Apfelsaft und Kohlensäure. Es weiß auch keiner, wie viel Alkohol in dem Bier ist, weil man den einfach nach Gefühl untermischt. Es können also sowohl 2 als auch 8% sein. 


Heute haben wir Ostern gefeiert. Da zur Zeit viele mit ihren Eltern im Urlaub sind und ein paar übers lange Wochenende einen Kurzurlaub machen, sind wir nur noch 5 in der WG. Also haben wir heute jeder eine Kleinigkeit zu Essen gemacht, sind in einen Park gefahren und haben lecker gegessen und uns ausgeruht. 







Matthew mit Fliege.


Meine Osterkiwis. :-)




Morgen ist auch noch Feiertag, da wollen wir wahrscheinlich in ein Museum gehen.
Frohe Ostern!

Wir haben übrigens immer noch 30 Grad. 

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