Montag, 21. September 2015

DIE ERSTEN EINDRÜCKE

Die Zeit hier geht wahnsinnig schnell rum! Wir sind nun schon über 2 Wochen hier und irgendwie komme ich nie dazu, einen vernünftigen Blogeintrag zu schreiben. Nun raffe ich mich aber auf, damit ihr einen Überblick über die erste Zeit habt. 

Die Anreise war ganz in Ordnung. Mittwoch Mittag hat meine Familie mich zu Anna gebracht, deren Eltern mich mit zum Frankfurter Flughafen genommen haben. Dort haben wir uns dann mit allen getroffen, haben das größtenteils viel zu schwere Gepäck aufgegeben und bis wir durch alle Sicherheits- und Sonstige Checks waren, hat das Boarding gleich begonnen. Im Flugzeug nach Abu Dhabi war der erste kleine Schock - meine Fleecejacke war weg. Überall gesucht, das Personal gefragt, die dann auch nochmal die vorherigen Räume durchsucht haben. Nichts. So ließ sich dann locker die Zeit bis zum Abflug überbrücken. Zum Glück hatte ich die Jacke dann doch nur unbewusst in die hinterste Ecke im Handgepäckraum geworfen, sodass man sie vom Boden nicht mehr sieht. Keine Panik auf der Titanic! Die Flüge verliefen sonst ruhig (in dem Moment, in dem ich das schreibe, ist das Licht ausgegangen. Stromausfall! Also doch Panik auf der Titanic. Der Strom fällt hier fast jeden Abend aus, meist wenn jemand kocht und gleichzeitig ein Fön benutzt wird.) und die meiste Zeit haben wir geschlafen, bzw. es versucht. In Johannesburg haben uns drei Leute von TLF abgeholt (Tapiso, Njabulo und Justice, um euch einen Eindruck von den Namen zu geben) und zum Museumspark gefahren. Unser Gepäck wurde hinten auf eine offene Ladefläche gepackt und ab ging die Reise. "About twenty minutes from Joburg to Pretoria." In Wirklichkeit warens dann doch eher 40 und das in strömendem Regen. Bei unserer Ankunft begrüßten uns gleich Frieda und Lisa vom ELM, zwei unserer Mitbewohnerinnen, sowie Marina aus dem Kongo und Esme und Henry, unsere houseparents. Frieda und Lisa haben für uns gekocht (mega lecker!) und Esme hat mit uns ein paar generelle Sachen besprochen. 

Den ersten Freitag sind wir morgens (also halb 9 :D) zur wöchentlichen devotion gegangen, wo wir erst Lieder gesungen und uns dann vorgestellt haben. Wir wurden richtig herzlich aufgenommen, alle wurden bejubelt und nach einem Vortrag von einem Gastredner gabs Tee, Kaffee, Muffins und Sandwiches für alle. Bei der devotion haben wir auch zwei kennengelernt, die im Januar nach Berlin gehen, um das Nord-Süd-Programm auch umzukehren. Den beiden bringen wir Deutsch bei und mit Innocent waren wir Freitag Nachmittag nach einer Besprechung mit Marlies und Esme noch SIM-Karten und Lebensmittel einkaufen. Die Mall ist, genau wie TLF, ziemlich nah. Beim Einkaufen habe ich dann erstmal gemerkt, dass ich echt keine Ahnung habe, was man so einkauft für den alltäglichen Gebrauch. Weil wir morgen sowieso nochmal einkaufen gehen, habe ich erstmal nur das wichtigste fürs Frühstück und Abendesse neingekauft, der Rest kommt dann morgen. Abends sind wir Zuhause geblieben, haben ein bisschen Wein getrunken und uns weiter eingerichtet. Und fast die Bude abgefackelt, als Frieda und Lisa die von Anna und mir aussortierte Heizung in ihr Zimmer gestellt haben und die prompt angefangen hat zu rauchen und qualmen, sodass die ganze Wohnung gestunken hat. Ups...

Am zweiten Tag war alles ziemlich schräg. Wir sind um 7 aufgestanden, weil wir wieder halb 9 bei TLF sein sollten - die housemother vom Potters House heiratet und gemeinsam mit ein paar Leuten von TLF sind wir zur Hochzeit gefahren.  Weils geregnet hat, wurden wir abgeholt und nach südafrikanischem Zeitverständnis eine Stunde später als geplant. Beide Autos waren proppevoll, ich lag quer auf Joni, Nik und Franci in der Annahme, dass die Fahrt ja nur ein paar Minuten dauert. Die paar Minuten wurden dann doch 1,5 Stunden, in der wir Landschaft, wirre Kreuzungen, Stadt und Townships (die Vororte mit Wellblechhütten) sahen. 
Zum generellen Ablauf einer Zonga-Hochzeit: erst findet eine kleine Feier mit Essen bei der Braut statt, währenddessen die Braut hübsch gemacht wird. Es gibt massenweise Essen, da nicht eingeladen wird, sondern jeder kommt der will und unaufgefordert etwas bekommt. Dann kommt irgendwann (!) der Bräutigam und es wird eine kleine Zeremonie abgehalten, bei der die Regeln der Ehe erläutert werden. Dann gehts mit allen zum Haus des Bräutigams, wo die eigentliche Feier stattfindet. In unserem Fall hieß das: Nochmal in Autos quetschen, mit matschigen Füßen und klapperig gefroren, weil wir uns natürlich schick gemacht haben.
Bei der Ankunft bei der Braut haben wir erstmal ewig rumgesessen und uns geärgert, dass wir nicht länger geschlafen haben, weil eh nichts passiert. Unser Geschenk war übrigens, wie gewünscht, ein wunderschön verpackter Toaster.

Dann haben wir uns die Küche angeguckt, in der Wasser auf offenem Feuer gekocht wurde und alle am schnippeln und machen und tun waren. Etwas abseits war eine Art Schlachthaus, in dem zwei Ziegen gehäutet hingen - die Gedärme und Köpfe unten drunter. Plötzlich hat irgendwer angefangen zu singen und alle haben eingestimmt und getanzt, total cool! Auf unseren Wunsch haben wir dann eine kleine Polonäse zu Shosholoza veranstaltet und ein paar Fotos gemacht.  

Ein Teil der Hohzeitsgesellschaft bei der Braut.

Hoczeitsgesellschaft beim Bräutigam. Und Matsch.

Überall Matsch.

Die Sandalen links sind meine... Die sehen zwar recht sauber aus, aber auch nur weil der ganze Matsch zwischen Sohle und Fuß ist. Nach der Hochzeit haben die 3 Tage migeduscht.

Die "Ehrenziege" in ihren letzten Minuten...

... und danach.

Beim Bräutigam wurden traditionelle Tänze aufgeführt, noch viel mehr gegessen und das Zelt war sehr feierlich geschmückt, mit goldenen Tellern und weißen Tischdecken. Kalt war es trotzdem, besonders für die Ziege, die zur Feier des Tages mitten im Hof geschlachtet wurde. Ja, ich habe zugeguckt, irgendwie gings nicht anders, weil ich das Gefühl hatte, der Ziege eine Art letzte Ehre erweisen zu müssen. Das Geräusch von spritzendem Blut werde ich wohl genauso wenig vergessen wie das Zucken der Hinterbeine, als die Nerven durchtrennt wurden. Das Schlachtmesser lässt sich mit dem Messer vergleichen, mit dem man morgens sein Brot beschmiert (Danke für den passenden Vergleich, Nik). Mehr ins Detail gehe ich nicht, aber Caro hat seitdem kein Fleisch mehr angerührt und hat sich mittlerweile ganz gut damit abgefunden, Vegetarier zu sein. 

Sonst ist eigentlich bisher nichts großartiges passiert. Letztes Wochenende waren wir auf einer Geburtstagsfeier eines Kollegen eingeladen. Als wir ankamen, war so der erste leine Kulturschock, aber in umgekehrter Richtung: Die Geburtstagsgäste waren ausschließlich weiß, teilweise mit leicht rassistischer Weltsicht, und die Angestellten schwarz. Wirklich wohlgefühlt haben wir uns nicht, aber der Geburtstag war trotzdem super. Es gab einen Eintopf, der 5 Stunden lang auf dem Feuer gestanden hat, natürlich eine Menge Bier und Cider. Abgeholt wurden wir von Andrew, einem Minibustaxifahrer, der uns auch schon hingebracht hat. 7 Leute plus Fahrer, aber enge Autos sind wir mittlerweile gewohnt... :-)

Wir waren außerdem zweimal im Blue Room, einer Mischung aus Club und Kneipe, in der ein Bier umgerechnet 1,30€ kostet und Cider 60 Cent. Sehr geil! Das Bier hier ist insgesamt besser als erwartet, Wein gibt es auch und Cider sowieso. Überleben gesichert. Langsam finden wir uns auch besser mit Kochen, Wäsche waschen etc zurecht. Bei der Arbeit war ich letzte Woche öfters im Homework Center, das heißt ich mache mit Frieda Mittag für die Kinder und helfe ihnen danach bei den Hausaufgaben. Das kann furchtbar anstrengend sein, aber auch total schön wenn dann eine schwere Aufgabe doch endlich klappt und man einen Draht zu den Kindern aufbaut. Als Ansporn gibt es für erledigte Hausaufgaben Sticker, und zur Aufmunterung haben wir am Donnerstag den Cat-Dance getanzt, eine Umwandlung des Ententanzes, weil Mary keine Enten mag. 

Samstag hatten wir noch ein ziemlich peinliches Erlebnis. Wir wollten Pizza bestellen, haben per Telefon bestellt und vier Rückrufe bekommen, wo wir sind und was in der Nähe ist, weil der Fahrer uns nicht gefunden hat. Wir waren angepisst, der Fahrer auch und irgendwann haben wir rausgefunden, dass wir bei einem Pizzaservice in Johannesburg bestellt haben und der Fahrer Ewigkeiten durch Johannesburg gefahren ist, während Joni und ich eine Stunde lang vorm Tor gestanden haben. Peinliiich! Das Pizzaessen haben wir heute Nachmittag nachgeholt, als wir von einem langen Gottesdienst in Johannesburg, zu dem wir Marina begleitet haben, wiedergekommen sind. Der Gottesdienst war ganz interessant, wir haben uns mit dem Pastor unterhalten und Fanta und Kekse geschenkt bekommen. Demnächst wollen wir dann nochmal einen anderen Gottesdienst besuchen, der in einer Art Stadion abgehalten wird und dementsprechend echt laut ist.

Die nächsten Tage lade ich ein paar mehr Bilder hoch, weil dieser Blogeintrag doch sehr textlastig war. 

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