Mittwoch, 30. September 2015

VON FEIERTAGEN UND LÖWENBABYS

Letzte Woche haben wir so einiges erlebt. Bei der Arbeit gewöhnen wir uns mittlerweile an den etwas anderen Rhythmus und auch mit den Frauen habe ich jetzt mehr als nur ein paar Worte gewechselt. Es hat sich so eingependelt, dass ich vormittags im Büro bin und nachmittags im Homeworkcenter, um 8 Kindern bei den Hausaufgaben zu helfen. Das kann total anstrengend sein, wenn alle unendlich viele Hausaufgaben aufhaben und total unkonzentriert sind, aber irgendwie schließt man doch alle ins Herz. :-)

Letzten Donnerstag war Heritage Day, ein kultureller Feiertag. Wir hatten frei und mit ein paar anderen bin ich mit einer Horde Kindern in den Freedom Park gegangen, wo der Tag gefeiert wurde. Es gab Gruppen, die verschiedene Tänze aufgeführt haben, einige haben Gedichte vorgetragen und es wurde natürlich gesungen. Später gab es dann Essen für alle und am frühen Nachmittag waren wir dann wieder Zuhause. Freitag haben wir dem Heritage Day auch bei TLF mit einem Brunch gefeiert, bei dem jeder etwas zu Essen mitgebracht hat. Wir haben Marmorkuchen und Apfelstrudel beigesteuert, andere brachten Chakalaka, Pap, so frittierte Teigbälle oder Kekse mit. Auf dem Buffet standen aber auch Dinge, die wir aus Deitschland gar nicht kannten: Schafsmagen, Hühnerfüße (weich gekocht, nicht knusprig frittiert) und gebratene Raupen. Laut Bericht der anderen waren die Hühnerfüße pures Fett und der Schafsmagen einfach nur eklig, Joni hat die Raupen aber recht begeistert gegessen. Muss nicht immer sein, aber immerhin haben die meisten Fleischesser unter uns probiert. Auch bei TlF wurde gebetet, getanzt und gesungen. Spontan haben wir das wunderschöne Lied "Eisgekühlter Bormolunder" zum besten gegeben, was allgemeine Begeisterung auslöste - bis zu dem Moment, in dem wir den Text übersetzt haben. Als kleine Überraschung durften wir dann alle nach dem Brunch nach Hause gehen. Das hat uns ganz gut in den Kram gepasst, denn abends waren wir zu einem Geburtstag in Johannesburg eingeladen. Mit dem Gautrain (Unsere Region Gauteng + train) sind wir nach Johannesburg und von da aus mit einem Cab weiter zu den Freiwilligen gefahren. Das war das erste Mal, dass wir Joburg gesehen haben. Eine riesige Stadt! Wir waren uns aber einig, dass Pretoria uns besser gefällt. :-) Der Geburtstag war ziemlich cool, es waren viele vom Vorbereitungsseminar da und auch zwei andere Deutsche aus Pretoria, die den Gastgeber kannten. Wir hatten unsere Schlafsäcke dabei und haben uns einen Schlafplatz gesucht. Ich hab die Nacht auf zwei zusammengeschobenen Sesseln verbracht. Eher weniger gemütlich, aber die anderen hatten beim Aufstehen ordentlich was zu lachen, als sie meine Schlafposition gesehen haben.
Samstag haben wir dann nicht mehr viel unternommen, die Wohnung ein bisschen geputzt und die letzten Vorbereitungen für Sonntag getroffen. Da sind wir nämlich in den LionPark gefahren! Joni und ich sind morgens zur Autovermietung gefahren, haben unsere Mietautos abgeholt (was glücklicherweise ohne Probleme geklappt hat) und haben die anderen zu Hause abgeholt. Die Fahrt zum Park war etwa 45 Minuten lang. Das war das erste Mal, dass ich hier Auto gefahren bin, und ich dachte es gibt wesentlich mehr Probleme. Tatsächlich ist das Auto beim Anfahren etwas laut geworden, aber lieber zu viel Gas als Abwürgen und das Schlimmste war Joni, der geblinkt hat ohne abzubiegen oder umgekehrt. Der LionPark an sich war ziemlich cool. Wir haben Antilopen, Springböcke, Strauße, Giraffen, Gnus, Zebras, Löwen, weiße Löwen, ein bellendes Erdmännchen, einen Luchs Wildhunde und Geparden gesehen. Zum Schluss konnten wir dann mit Babylöwen kuscheln. Leider war der Park mehr ein Zoo als ein Park, die Gehege waren recht klein, aber wir waren dann halt da und habens auch genossen. Nach der Führung haben wir noch Burger gegessen und ich habe mir eine Zebramaske aus Holz gekauft. Weil wir das Auto bis halb 7 gebucht haben, hatten wir auch noch genug Zeit um ins Schwimmbad in Sunnyside zu fahren. Dachten wir, denn das Schwimmbad macht aus unerklärlichen Gründen am Wochenende schon um halb 5 zu, in der Woche jedoch erst um 6. Also sind wir wieder nach Hause gefahren und haben das Auto wieder weggebracht.
Gestern war das Annual General Meeting von TLF. Spontan bin ich von der Arbeit Zuhause geblieben, weil beim Sport Montagabend mein Knie wieder Probleme gemacht hat und ich abbrechen musste. Gestern habe ich dann also den Tag im Bett verbracht, gelesen und mich mit Schmerztabletten vollgepumpt. Macht euch aber keine Sorgen, heute ists schon fast wieder weg. :-) Zum AGM bin ich trotzdem gegangen. Es wurde gebetet, gesungen und einige Vorträge gehalten. Wir haben auch andere Freiwillige einer anderen Organisation getroffen. Es war echt komisch, wieder mit Fremden Deutsch zu sprechen. Nach dem Essen wurden wir dann (zum Glück) nach Hause gefahren.

Ich habe Bilderstrecken zwischen die einzelnen Posts gesetzt, um euch chronologisch auch einen Eindruck von Bildern zu geben. Ihr findet an den Tagen der soezifischen Aktivität nun also auch Bilder.

Liebe Grüße aus dem sonnigen Südafrika! Wir haben hier im Moment über 30 Grad, nur morgen sollen kühle 29 Grad werden.

PS: Wir haben übrigens eine Hausratte namens Speedy. Sie wurde bisher nur zweimal gesehen (und die Reaktion gehört - AAAAAAAAAAAAAAHHHHHHHHHH) und ist ziemlich schlau. Meine Lebendfalle hat sie nicht gestört und auch die Falle von unserem Hausvater Henry, die (gegen meinen Willen :( ) aufgestellt wurde hat sie überlistet und nur den Köder abgefressen. Braver Speedy!

Sonntag, 27. September 2015

ANDERE BLOGS

Falls euch auch andere Perspektiven aus Südafrika interessieren, liste ich euch einmal die anderen Blogs aus unserer WG auf:

Anna: www.westverlaesstdasnest.wordpress.com

Nik: www.nikinpretoria.wordpress.com

Marlene: www.marleneinsuedafrika.blogspot.de

Lisa: www.tauschedeutschlandgegendiewelt.wordpress.com

FOTOSTRECKE LIONPARK
















Montag, 21. September 2015

DIE ERSTEN EINDRÜCKE

Die Zeit hier geht wahnsinnig schnell rum! Wir sind nun schon über 2 Wochen hier und irgendwie komme ich nie dazu, einen vernünftigen Blogeintrag zu schreiben. Nun raffe ich mich aber auf, damit ihr einen Überblick über die erste Zeit habt. 

Die Anreise war ganz in Ordnung. Mittwoch Mittag hat meine Familie mich zu Anna gebracht, deren Eltern mich mit zum Frankfurter Flughafen genommen haben. Dort haben wir uns dann mit allen getroffen, haben das größtenteils viel zu schwere Gepäck aufgegeben und bis wir durch alle Sicherheits- und Sonstige Checks waren, hat das Boarding gleich begonnen. Im Flugzeug nach Abu Dhabi war der erste kleine Schock - meine Fleecejacke war weg. Überall gesucht, das Personal gefragt, die dann auch nochmal die vorherigen Räume durchsucht haben. Nichts. So ließ sich dann locker die Zeit bis zum Abflug überbrücken. Zum Glück hatte ich die Jacke dann doch nur unbewusst in die hinterste Ecke im Handgepäckraum geworfen, sodass man sie vom Boden nicht mehr sieht. Keine Panik auf der Titanic! Die Flüge verliefen sonst ruhig (in dem Moment, in dem ich das schreibe, ist das Licht ausgegangen. Stromausfall! Also doch Panik auf der Titanic. Der Strom fällt hier fast jeden Abend aus, meist wenn jemand kocht und gleichzeitig ein Fön benutzt wird.) und die meiste Zeit haben wir geschlafen, bzw. es versucht. In Johannesburg haben uns drei Leute von TLF abgeholt (Tapiso, Njabulo und Justice, um euch einen Eindruck von den Namen zu geben) und zum Museumspark gefahren. Unser Gepäck wurde hinten auf eine offene Ladefläche gepackt und ab ging die Reise. "About twenty minutes from Joburg to Pretoria." In Wirklichkeit warens dann doch eher 40 und das in strömendem Regen. Bei unserer Ankunft begrüßten uns gleich Frieda und Lisa vom ELM, zwei unserer Mitbewohnerinnen, sowie Marina aus dem Kongo und Esme und Henry, unsere houseparents. Frieda und Lisa haben für uns gekocht (mega lecker!) und Esme hat mit uns ein paar generelle Sachen besprochen. 

Den ersten Freitag sind wir morgens (also halb 9 :D) zur wöchentlichen devotion gegangen, wo wir erst Lieder gesungen und uns dann vorgestellt haben. Wir wurden richtig herzlich aufgenommen, alle wurden bejubelt und nach einem Vortrag von einem Gastredner gabs Tee, Kaffee, Muffins und Sandwiches für alle. Bei der devotion haben wir auch zwei kennengelernt, die im Januar nach Berlin gehen, um das Nord-Süd-Programm auch umzukehren. Den beiden bringen wir Deutsch bei und mit Innocent waren wir Freitag Nachmittag nach einer Besprechung mit Marlies und Esme noch SIM-Karten und Lebensmittel einkaufen. Die Mall ist, genau wie TLF, ziemlich nah. Beim Einkaufen habe ich dann erstmal gemerkt, dass ich echt keine Ahnung habe, was man so einkauft für den alltäglichen Gebrauch. Weil wir morgen sowieso nochmal einkaufen gehen, habe ich erstmal nur das wichtigste fürs Frühstück und Abendesse neingekauft, der Rest kommt dann morgen. Abends sind wir Zuhause geblieben, haben ein bisschen Wein getrunken und uns weiter eingerichtet. Und fast die Bude abgefackelt, als Frieda und Lisa die von Anna und mir aussortierte Heizung in ihr Zimmer gestellt haben und die prompt angefangen hat zu rauchen und qualmen, sodass die ganze Wohnung gestunken hat. Ups...

Am zweiten Tag war alles ziemlich schräg. Wir sind um 7 aufgestanden, weil wir wieder halb 9 bei TLF sein sollten - die housemother vom Potters House heiratet und gemeinsam mit ein paar Leuten von TLF sind wir zur Hochzeit gefahren.  Weils geregnet hat, wurden wir abgeholt und nach südafrikanischem Zeitverständnis eine Stunde später als geplant. Beide Autos waren proppevoll, ich lag quer auf Joni, Nik und Franci in der Annahme, dass die Fahrt ja nur ein paar Minuten dauert. Die paar Minuten wurden dann doch 1,5 Stunden, in der wir Landschaft, wirre Kreuzungen, Stadt und Townships (die Vororte mit Wellblechhütten) sahen. 
Zum generellen Ablauf einer Zonga-Hochzeit: erst findet eine kleine Feier mit Essen bei der Braut statt, währenddessen die Braut hübsch gemacht wird. Es gibt massenweise Essen, da nicht eingeladen wird, sondern jeder kommt der will und unaufgefordert etwas bekommt. Dann kommt irgendwann (!) der Bräutigam und es wird eine kleine Zeremonie abgehalten, bei der die Regeln der Ehe erläutert werden. Dann gehts mit allen zum Haus des Bräutigams, wo die eigentliche Feier stattfindet. In unserem Fall hieß das: Nochmal in Autos quetschen, mit matschigen Füßen und klapperig gefroren, weil wir uns natürlich schick gemacht haben.
Bei der Ankunft bei der Braut haben wir erstmal ewig rumgesessen und uns geärgert, dass wir nicht länger geschlafen haben, weil eh nichts passiert. Unser Geschenk war übrigens, wie gewünscht, ein wunderschön verpackter Toaster.

Dann haben wir uns die Küche angeguckt, in der Wasser auf offenem Feuer gekocht wurde und alle am schnippeln und machen und tun waren. Etwas abseits war eine Art Schlachthaus, in dem zwei Ziegen gehäutet hingen - die Gedärme und Köpfe unten drunter. Plötzlich hat irgendwer angefangen zu singen und alle haben eingestimmt und getanzt, total cool! Auf unseren Wunsch haben wir dann eine kleine Polonäse zu Shosholoza veranstaltet und ein paar Fotos gemacht.  

Ein Teil der Hohzeitsgesellschaft bei der Braut.

Hoczeitsgesellschaft beim Bräutigam. Und Matsch.

Überall Matsch.

Die Sandalen links sind meine... Die sehen zwar recht sauber aus, aber auch nur weil der ganze Matsch zwischen Sohle und Fuß ist. Nach der Hochzeit haben die 3 Tage migeduscht.

Die "Ehrenziege" in ihren letzten Minuten...

... und danach.

Beim Bräutigam wurden traditionelle Tänze aufgeführt, noch viel mehr gegessen und das Zelt war sehr feierlich geschmückt, mit goldenen Tellern und weißen Tischdecken. Kalt war es trotzdem, besonders für die Ziege, die zur Feier des Tages mitten im Hof geschlachtet wurde. Ja, ich habe zugeguckt, irgendwie gings nicht anders, weil ich das Gefühl hatte, der Ziege eine Art letzte Ehre erweisen zu müssen. Das Geräusch von spritzendem Blut werde ich wohl genauso wenig vergessen wie das Zucken der Hinterbeine, als die Nerven durchtrennt wurden. Das Schlachtmesser lässt sich mit dem Messer vergleichen, mit dem man morgens sein Brot beschmiert (Danke für den passenden Vergleich, Nik). Mehr ins Detail gehe ich nicht, aber Caro hat seitdem kein Fleisch mehr angerührt und hat sich mittlerweile ganz gut damit abgefunden, Vegetarier zu sein. 

Sonst ist eigentlich bisher nichts großartiges passiert. Letztes Wochenende waren wir auf einer Geburtstagsfeier eines Kollegen eingeladen. Als wir ankamen, war so der erste leine Kulturschock, aber in umgekehrter Richtung: Die Geburtstagsgäste waren ausschließlich weiß, teilweise mit leicht rassistischer Weltsicht, und die Angestellten schwarz. Wirklich wohlgefühlt haben wir uns nicht, aber der Geburtstag war trotzdem super. Es gab einen Eintopf, der 5 Stunden lang auf dem Feuer gestanden hat, natürlich eine Menge Bier und Cider. Abgeholt wurden wir von Andrew, einem Minibustaxifahrer, der uns auch schon hingebracht hat. 7 Leute plus Fahrer, aber enge Autos sind wir mittlerweile gewohnt... :-)

Wir waren außerdem zweimal im Blue Room, einer Mischung aus Club und Kneipe, in der ein Bier umgerechnet 1,30€ kostet und Cider 60 Cent. Sehr geil! Das Bier hier ist insgesamt besser als erwartet, Wein gibt es auch und Cider sowieso. Überleben gesichert. Langsam finden wir uns auch besser mit Kochen, Wäsche waschen etc zurecht. Bei der Arbeit war ich letzte Woche öfters im Homework Center, das heißt ich mache mit Frieda Mittag für die Kinder und helfe ihnen danach bei den Hausaufgaben. Das kann furchtbar anstrengend sein, aber auch total schön wenn dann eine schwere Aufgabe doch endlich klappt und man einen Draht zu den Kindern aufbaut. Als Ansporn gibt es für erledigte Hausaufgaben Sticker, und zur Aufmunterung haben wir am Donnerstag den Cat-Dance getanzt, eine Umwandlung des Ententanzes, weil Mary keine Enten mag. 

Samstag hatten wir noch ein ziemlich peinliches Erlebnis. Wir wollten Pizza bestellen, haben per Telefon bestellt und vier Rückrufe bekommen, wo wir sind und was in der Nähe ist, weil der Fahrer uns nicht gefunden hat. Wir waren angepisst, der Fahrer auch und irgendwann haben wir rausgefunden, dass wir bei einem Pizzaservice in Johannesburg bestellt haben und der Fahrer Ewigkeiten durch Johannesburg gefahren ist, während Joni und ich eine Stunde lang vorm Tor gestanden haben. Peinliiich! Das Pizzaessen haben wir heute Nachmittag nachgeholt, als wir von einem langen Gottesdienst in Johannesburg, zu dem wir Marina begleitet haben, wiedergekommen sind. Der Gottesdienst war ganz interessant, wir haben uns mit dem Pastor unterhalten und Fanta und Kekse geschenkt bekommen. Demnächst wollen wir dann nochmal einen anderen Gottesdienst besuchen, der in einer Art Stadion abgehalten wird und dementsprechend echt laut ist.

Die nächsten Tage lade ich ein paar mehr Bilder hoch, weil dieser Blogeintrag doch sehr textlastig war. 

Freitag, 11. September 2015

SMALLTALK

Nach einer Woche sollte ich euch wohl mal auf den neuesten Stand bringen, daher erst einmal die Themen, auf die bei Whatsapp immer wieder eingegangen wurde. 

Wetter
Bei unserer Ankunft wurden wir gleich herzlich mit einem tiefen, grollenden Gewitter begrüßt. Willkommen in Südafrika! Nach zwei kalten Tagen sind es nun um die 30 Grad. In der Sonne ist es mittags brütend heiß, sonst ist es einfach nur angenehm warm, da meist ein kleines Lüftlein weht. Und man wird braun! Neidisch? 
Im Sommer soll es noch wärmer werden, anscheinend bis zu 38 Grad, was dann selbst für Südafrikaner zu heiß ist. Im Moment genießen wir aber einfach nur die Wärme, leichte Klamotten und Sonnennbrillen. 
Was allerdings echt gewöhnungsbedürftig ist, sind die Sonnenzeiten. Wenn wir morgens um 7 aufstehen, ist es hell, und gegen halb 6 sollte man sich auf den Heimweg machen, weil es dunkel wird. Da wir deswegen die Abende Zuhause verbringen, fühlt es sich um 9 Uhr abends schon an wie 11. 

Essen
... ist ja bekanntlich ein etwas heikles Thema bei mir. Wir versorgen uns selbst, was einiges erleichtert - dachte ich. Als wir jedoch im Supermarkt standen, hatte ich keine Ahnung, was ich einkaufen sollte, schließlich hab ich sowas noch nie gemacht. Also habe ich gesplittet: erst einmal nur Frühstückssachen und am nächsten Tag nochmal mit Ruhe durch alle Regale und das mitnehmen, was gut aussieht. Im Verhältnis ist Einkaufen hier echt billig, für alles zusammen habe ich ca R200 bezahlt, also umgerechnet keine 15€. Mein Fach im Kühlschrank und im Vorratsschrank ist voll. Und, worüber ich mich immer noch total freue: Sojamilch, und zwar viel bessere als in Deutschland! Das ermöglicht mir, mich auch hier immerhin Zuhause vegan zu ernähren. Also, Mama, ich verhunger nicht! :)

Wohnung

Annas und mein Zimmer. Wir haben WLAN und undichte Fenster, was die ersten Tage echt kalt, jetzt aber super angenehm ist. 


Esszimmer bzw. Wohnzimmer, je nachdem wie mans sieht. Multitaskingroom! 



Unsere Küche. Wir haben noch einen zweiten Herd, ebenfalls mit Ofenfunktion. Der dritte Kühlschrank hat nicht mehr aufs Bild gepasst. 


Balkooooon! Passen zwar nicht so viele Leute rauf, ist aber perfekt zum Ausruhen und sonnen (und für manche zum Rauchen).


Klo 1 mit Doppeldusche...

... und Klo 2. abschließbar, aber das Waschbecken ist kaputt. 

Wir haben uns hier richtig schön eingerichtet. Klar ist es anders als wir von Deutschland aus gewohnt sind, aber das gibt sich und man gewöhnt sich schnell an die anderen Umstände und merkt, dass man vieles gar nicht braucht. 


Leute
Man wird total herzlich aufgenommen, alle interessieren sich für einen und man findet schnell Kollegen, mit denen man sich gut versteht. Frieda und Lisa, die ja schon eine Woche länger hier sind als wir, haben schon mehr Leute kennengelernt als wir, aber heute Abend treffen wir uns mit ein paar Nachbarn. Wir haben außerdem zwei "Schüler", Innocent und Dimakatso, denen wir Deutsch beibringen. Die beiden fliegen im Januar nach Deutschland, um das Nord- Südprogramm auch in der anderen Richtung durchzuführen. Eine Arbeitskollegin hat uns am Wochenende zum Picknick eingeladen. Generell sind hier alle supernett, aufgeschlossen und es ist hier üblich, zu grüßen und zu fragen wie es einem geht. 
In unserer Wohnung sind, wie bereits erwähnt, Lisa und Frieda von einer anderen Organisation, eine Studentin aus dem Kongo und eine andere Freiwillige, wir sind also im Moment 12. Ende Oktober kommt noch eine britische Krankenschwester (?) für ein paar Monate. Wir verstehen uns mit allen gut und mit Marina aus dem Kongo kann ich sogar Französisch sprechen.


Arbeit
Richtig viel gearbeitet habe ich noch nicht, weil jeden Freitag devotion (eine Art interaktiver Gottesdienst) ist. Generell fängt die Arbeit halb 9 an, der Weg dorthin dauert so 10-15min. Am Anfang bin ich nur im Potters House, also dem Frauenhaus, weil Akanani (Obdachlose Männer) gerade umstrukturiert wird. Bisher war ich aber nur einen Tag da, weswegen ich noch nicht sonderlich viel zu erzählen habe. 

Stadt
Pretoria habe ich ehrlich gesagt viel schmutziger erwartet. Es ist nicht so sauber wie in deutschen Städten, aber der Müll liegt meist auf einem Haufen dort, wo er nicht stört. Die Stadt selbst ist leicht aufgebaut, in Quadraten mit Blöcken, was die Orientierung sehr erleichtert. Nicht, dass ich sosnt Probleme mit der Orientierung hätte... 
Auf dem Weg zur Arbeit gehen wir an ein paar Obdachlosen vorbei, die ihr Lager am Bürgersteigrand aufgeschlagen haben, sowie an Obst- und Gemüseständen. Ich freue mich schon tierisch auf die Zeit, in der hier alles wächst und das Obst frisch auf den Tisch kommt! 
Alles in allem finde ich Pretoria wirklich hübsch, auch wenn ich noch nicht viel gesehen habe. Und es gibt viele Malls, eine davon keine 5min Gehweg von Zuhause entfernt! 

Alltag 
Wochentags stehen wir meist so gegen 7 auf, lassen uns mit allem schön viel Zeit und gehen dann viertel nach 8 los zur Arbeit. Nachmittags gehen wir entweder einkaufen, ich setze mich gern zum Lesen auf den Balkon und von Montag bis Donnerstag ist um 6 ein Fitnesstrainer hier, der eine Stunde Sport macht. Scheiße anstrengend, aber wenn mans durchzieht ists ein echt gutes Gefühl. Gekocht habe ich eigentlich immer abends, außer am Wochenende. Abends ist eigentlich immer irgendwer da, meistens Innocent zum Deutsch lernen. 



Ja, das wars dann eigentlich... Schöne Grüße aus einem wunderschönen, sonnigen Land!